Die Entscheidung zur Herzkatheteruntersuchung machen wir uns nie einfach. Es gibt aber viele klare Fälle. Bei starken Beschwerden (vor allem Atemnot, herzbedingtem Brustschmerz d.h. Angina pectoris) kommt man oft nicht um die Untersuchung herum. Denn die Beschwerden können für ein bedrohliches Problem sprechen und zwingen förmlich dazu, Abhilfe zu schaffen. Bei anderweitig begründetem Verdacht auf eine mögliche Erkrankung der Herzkranzgefäße, sichert nur die Herzkatheteruntersuchung zuverlässig die Diagnose - oder schließt sie aus. In der Regel versucht man jedoch zunächst mit anderen Untersuchungen herauszufinden, ob die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses mit Nutzen für den Patienten hinreichend groß ist. Insbesondere zu nennen sind dabei Ultraschall und EKG-Verfahren sowie sonstige Methoden zur Durchblutungsmessung. Vor großen Herzoperationen, die bereits aufgrund der vorausgegangenen Diagnostik notwendig werden, ist die Untersuchung obligat. Man kann bei Herzoperationen Erwachsener auf die Kenntnis des genauen Zustandes der Herzkranzgefäße nicht verzichten. Herzeingriffe über Katheter (PTCA/Stent) werden im Rahmen der Herzkatheterisierung durchgeführt.
Nach der ambulanten Herzkatheteruntersuchung lassen sich Patienten 4 Gruppen zuordnen:
1. Patienten, die keiner speziellen Behandlung bedürfen, weil keine Erkrankung festgestellt wurde
2. Patienten, die medikamentös behandelt werden sollten
3. Patienten, die (oft in der gleichen Sitzung) mit PTCA (Aufdehnung mit Ballon) und Stent (Gefäßsstütze) behandelt werden
4. Patienten, die dem Herzchirurg vorgestellt werden sollten

Eine Herzkatheteruntersuchung ist auch noch heute immer wieder notwendig. Herzkatheter sind seit circa 50 Jahren die zentrale Untersuchungsmethode der Kardiologen, seit 1977 werden Kathetereingriffe zur Behandlung eingesetzt. Bis heute sind deutsche Kardiologen an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt. Die Methode ist akut lebensrettend beim Herzinfarkt, aber auch ein nicht ersetzbares Untersuchungsverfahren zur Abklärung und Therapie von Herzerkrankungen. Für Herzkatheteruntersuchungen müssen Patienten seit einigen Jahren nicht mehr über Nacht im Krankenhaus bleiben.
Seit 2007 ist unserer Praxis die erste invasivkardiologischen Praxis im Allgäu. (Mittlerweile kam eine befreundete Kardiologiepraxis in Kaufbeuren dazu).
Dr. Kurt Jocham hatte 1998 die Methoden ins Klinikum Memmingen mitgebracht und dort die lebensrettenden Kathetereingriffe etabliert. Er führt die Arbeit jetzt mit unserem Praxisteam in Kooperation mit dem Klinikum Memmingen fort.
Während der Untersuchung die Sicherheit der Klinik im Hintergrund, und zuvor und danach zuhause schlafen, ist für viele unserer Patienten die beste Lösung. So viel Klinik wie nötig - aber nicht mehr. Wenn Kathetereingriffe anstehen, können diese gleich im Zuge des Herzkatheters vorgenommen werden. Die dann erforderliche Nachversorgung kann durch stationäre Unterbringung für 1-2 Nächte im Klinikum erfolgen.
Bei der ambulanten Katheteruntersuchung wird in örtlicher Betäubung ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) in das Blutgefäß eingeführt und bis zum Herz vorgeschoben. Dies ist nicht schmerzhaft. Über den Katheter wird Kontrastmittel in die Herzkammer und die Herzkanzgefäße eingegeben, und mittels einer speziellen Röntgentechnik hochauflösende Filme aufgenommen. Das dauert meist nur 10-15 Minuten. Nach Entfernung des Katheters wird die Einstichstelle abgedrückt bis zur Blutstillung. Ernste Folgeerscheinungen sind selten. Nach einer Nachüberwachung über wenige Stunden kann die Klinik verlassen werden.
Wird eine verengte Ader (Herzkranzgefäß) festgestellt, können wir, wenn es sinnvoll erscheint, dem Patienten anbieten, diese Verengung gleich aufzudehnen. Das geschieht mit einem Ballonkatheter und mit Hilfe eines sogenannten Stents, einer kleinen eingebrachten Stütze aus Metall. Es ist dann ein echter Eingriff, der nochmals 30-60 Minuten beansprucht und stationäre Nachüberwachung erfordert.