Herzinsuffizienz: "Ich habe Wasser ...!"

 

„Wasser zu haben“ bedeutet im Volksmund etwas unklar Bedrohliches, macht Angst: die damit gemeinte Schwellung („Ödeme“) beider Knöchel oder gar der Unter- und Oberschenkel ist nicht ganz zu Unrecht gefürchtet, muss aber nicht immer schlimm sein. Steckt eine Herzschwäche („Herzinsuffizienz“) dahinter, dann handelt es sich um eine schwerwiegende Erkrankung mit ungünstiger Prognose, die sich jedoch durch Behandlung heute gut bessern lässt.

Alles was zu einseitiger Beinschwellung führen kann (meist Probleme, die von den Beinen selbst ausgehen), kann auch an beiden Beinen gleichzeitig auftreten - das ist aber nicht so häufig. Für beidseitige Schwellungen sind also vielfach „innere“ Ursachen verantwortlich. Das ist das Fachgebiet des Internisten, in den meisten Fällen des Kardiologen. Dabei ist eine leichte Wassereinlagerung abends an den Knöcheln oft nicht krankhaft; viele kennen es zum Beispiel von langen Flug- und Busreisen. Nicht selten sind leichtere Ödeme auch relativ ungefährliche Folgen von Medikamenten, am häufigsten von bestimmten, sehr gängigen Schmerz- und Blutdruckmitteln. Vor allem wenn Ödeme mit anderen Symptomen einhergehen, wie Atemnot, unerklärte Gewichtszunahme, neuer nächtlicher Harndrang, oder wenn Herzerkrankungen wie Herzinfarkte, Rhythmusstörungen, Klappenfehler, Bluthochdruck bekannt sind, dann ist an eine Herzschwäche zu denken. Ursachen können aber genauso Herzmuskelentzündungen und andere, teils vererbliche, angeborene Herzerkrankungen sein.

Bei Herzinsuffizienz ist das Herz nicht mehr in der Lage, immer ausreichend die Organe und Muskulatur zu versorgen. Und dann können die von der Herzfunktion abhängigen Nieren irgendwann nicht mehr für einen ausgeglichenen Salz- und Wasserhaushalt sorgen. Als Ergebnis scheidet der Körper über die Nieren zu wenig Salz und Wasser aus. Das im Körper zurückgehaltene Wasser, das können auch 10-20 Liter sein, sammelt sich in den Beinen, aber auch in Körperhöhlen wie im Rippenfell und Bauchfell. Letztlich sogar in der Lunge, dann spätestens wird die Luft wirklich knapp.

Herzschwäche kann aber auch ohne Wassereinlagerung vorkommen. Im Vordergrund steht dann Atemnot, die nicht von der Lunge her erklärbar ist, und auch allgemeine Leistungsschwäche.

Die Herzschwächebehandlung bringt den Salz- und Flüssigkeitshaushalt wieder ins Lot. Am schnellsten wirken dabei die Diuretika (Wassertabletten). Sie zwingen die Nieren, weniger Salz und Wasser einzubehalten. Mittlerweile verfügen wir über ein ganzes Arsenal von weiteren guten Medikamenten. Für einige davon ist erwiesen, dass sie auch das Überleben verlängern! Deren gezielter Einsatz aber auch nicht selten eine Kunst. Ein Teil der Patienten profitiert außerdem von Eingriffen am Herz (Kranzgefäße, Klappen, Rhythmusstörungen), speziellen Herzschrittmachern, schließlich von Dialyse, Kunstherz, Transplantation. Die Behandlung der Herzinsuffizienz verbraucht einen hohen Anteil der Gesundheitsausgaben, vor allen durch zahlreiche - durch Therapie und Überwachung vielfach vermeidbare - Krankenhausaufenthalte. Bei Symptomen und Befunden, die den Verdacht auf Herzinsuffizienz begründen (häufig eben bei anders nicht erklärten Ödemen: "Wasser") sind EKG, Herzultraschall und weitere kardiologische Diagnostik wegweisend. Eine gute Behandlung erfordert Geduld und ist oft lebenslang nötig, kann aber enorme Erfolge haben. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme gilt dem Bluthochdruck - der häufigsten Ursache für die weit verbreitete Herzinsuffizienz älterer Frauen - sowie der anderen Gefäßrisikofaktoren.